Heinrich George

Heinrich George und Wilhelm Fraenger in Heidelberg, 1935

Heinrich George (eigtl. Georg August Friedrich Hermann Schulz) wurde am 9. Oktober 1893 in Stettin geboren. Nach Schauspielunterricht in Stettin erhielt George 1912 erste Engagements an kleineren Theatern. 1914 meldete er sich freiwillig zum Militär und nahm bis 1917 am Ersten Weltkrieg teil, aus dem er tief traumatisiert nach Stettin zurückkehrte. Dennoch spielte er im gleichen Jahr bereits wieder am Albert-Theater in Dresden. 1918 wechselte George an das Schauspielhaus in Frankfurt am Main. Hier lernte er 1920 bei einer Kunstausstellung Wilhelm Fraenger kennen. Aus dieser Begegnung entstanden eine lebenslange Freundschaft und eine intensive künstlerische Zusammenarbeit.

Max Reinhardt holte George 1921 an das Deutsche Theater in Berlin. Neben der Theaterarbeit übernahm er erstmals kleinere Filmrollen. Zusammen mit Alexander Granach und Elisabeth Bergner gründete er 1923 das „Schauspielertheater“. Von 1923 bis 1934 war er Ensemblemitglied am Preußischen Staatstheater. Daneben arbeitete er bis 1928 unter der Regie von Erwin Piscator an der Volksbühne Berlin. Von 1926 bis 1938 trat er regelmäßig bei den Heidelberger Festspielen auf. In Fritz Langs Klassiker „Metropolis“ (1926) hatte George seine erste größere Filmrolle. Höhepunkt seines filmischen Schaffens in der Weimarer Republik war die Figur des Franz Biberkopf in „Berlin Alexanderplatz“ (1931). 1933 heiratete er seine Kollegin Berta Drews. Wilhelm Fraenger war Trauzeuge.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten durfte George wegen seiner offensichtlich linken Einstellung während der 20er Jahre kurzzeitig nicht im Berliner Staatstheater auftreten. Dennoch wurde er einer der herausragenden Darsteller im NS-Film. Er spielte in dem Propagandafilm „Hitlerjunge Quex“ (1933) einen zum Nationalsozialismus bekehrten Kommunisten sowie Hauptrollen in dem antisemitischen Hetzfilm „Jud Süß“ (1940) und in dem Durchhaltefilm „Kolberg“ (1945). 1937 wurde er von Adolf Hitler zum Staatsschauspieler ernannt und 1938 von Goebbels zum Intendanten des Schiller-Theaters Berlin bestellt. Den Spielraum, den diese Position bot, nutzte George auch, um regimekritischen Künstlern Engagements und Arbeit zu bieten. So berief er z.B. seinen Freund Wilhelm Fraenger zum künstlerischen Beirat des Theaters.

Nach Kriegsende wurde er vom sowjetischen Geheimdienst mehrfach verhaftet. Im Juni 1945 wurde George zunächst in Hohenschönhausen, später im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. Georges Freunde (u.a. Fraenger) und Kollegen bemühten sich mit einem Gesuch an die sowjetische Militäradministration um seine Freilassung, blieben damit aber erfolglos. George starb am 25. September 1946 an den Folgen der Haftbedingungen.

1998 wurde er von Rußland offiziell rehabilitiert.

Heinrich George und Wilhelm Fraenger in Heidelberg, 1935