Wolfgang Frommel

Wolfgang Frommel, geboren am 8. Juli 1902 in Karlsruhe, stammte aus einer Theologen- und Pfarrersfamilie. Als der Vater 1907 eine Stelle in Heidelberg als Pfarrer und später als Theologieprofessor antrat, ließ sich die Familie dort nieder. Seit 1921 studierte Frommel in Heidelberg Germanistik, Theologie und Pädagogik.

Über seinen Freund Percy Gothein kam es dort zu einer einmaligen Begegnung mit dem Dichter Stefan George, die Frommel in seinen künstlerischen und pädagogischen Ambitionen stark beeinflußte. Zusammen mit Gothein scharte er daher während seines weiteren Studiums in Berlin junge Männer um sich, denen sie Stefan Georges Geistes- und Lebenswelt vermittelten. Schriften aus diesem Kreis von Gleichgesinnten wurden in dem von Frommel und Edwin Maria Landau 1930 gegründeten Verlag „Die Runde“ veröffentlicht. Dazu zählte auch die viel beachtete Schrift Frommels „Der Dritte Humanismus“ (1932). In dieser reaktionären Utopie, die unter Frommels Pseudonym Lothar Helbing erschien, legte er seine Interpretation von Georges Weltbild dar und entwarf Grundsätze, wie dessen Werthaltung in die Schul- und Bildungspolitik umgesetzt werden kann. Die dritte Auflage der Schrift wurde im März 1936 verboten, da sie ebenso wie andere Veröffentlichungen des Verlags nationalsozialistischen Vorstellungen zuwider lief. Die Publikationstätigkeit des Runde-Verlags kam dadurch praktisch zum Erliegen.

Im Sommer 1933 berief Walther Beumelburg Wolfgang Frommel als Leiter der Abteilung Wort an den Südwestdeutschen Rundfunk Frankfurt. Er gründete u.a. die Sendereihe „Vom Schicksal des deutschen Geistes“, die auch unter dem Namen „Mitternachtssendungen“ bekannt wurde. Die Beiträge waren geisteswissenschaftlich oder literarisch ausgerichtet und wurden von wechselnden Autoren gestaltet. Häufig enthielten die Vorträge einen systemkritischen Hintersinn, der die offizielle Zensur umging.

Während der Rundfunkarbeit intensivierte sich der Kontakt zwischen Frommel und Wilhelm Fraenger, die sich bereits aus Heidelberg kannten. Da Fraenger im nationalsozialistischen Deutschland nicht mehr veröffentlichen konnte, bildeten die Sendungen Frommels für ihn wie auch andere Autoren eine politische Nische und Erwerbsmöglichkeit.

1934 folgte Frommel seinem Intendanten Beumelburg nach Berlin, wo er als Redakteur am dortigen Reichssender bis 1935 arbeitete. Die zunehmend eingeschränkten Veröffentlichungsmöglichkeiten des Runde-Verlags zwangen Frommel 1937, zu emigrieren. Nach verschiedenen Stationen gelangte er 1939 nach Holland, wo er 1942 in der Wohnung der Malerin Gisèle van Waterschoot van der Gracht in Amsterdam untertauchte. Es gelang ihnen, eine Gruppe meist jüdischer Jugendlicher deutscher und niederländischer Nationalität in der Wohnung zu verstecken.

Nach Kriegsende kehrte Frommel nicht nach Deutschland zurück. 1947 lebte der Kontakt zwischen Frommel und Fraenger wieder auf. Beide bestätigten in ihren Briefen, auch während der Zeit der Trennung eine intensive geistige Verbundenheit empfunden zu haben.

Frommel behielt die Wohnung in Amsterdam bis zu seinem Tod am 13. Dezember 1986. Dort wurde 1951 die deutschsprachige Zeitschrift Castrum Peregrini gegründet, deren geistige Paten Frommel, Wilhelm Fraenger und Carl August Klein waren. Insbesondere Frommel setzte sich während seiner zahlreichen Reisen durch Europa für die Verbreitung und den Erfolg der Zeitschrift ein.